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Carina Pohn

Wenn die Psychische Gesundheit von Kindern gefährdet ist: Erkennen und Handeln.

Als Schulpsychologin bin ich Ansprechpartnerin, wenn Eltern oder LehrerInnen sich Sorgen über das psychische Befinden von Kindern und Jugendlichen machen. Manchmal geschieht das sehr früh, und gemeinsam können Lösungen gefunden werden, die eine gesunde Entwicklung der Kinder fördern. Doch manchmal ist schon viel „passiert“ und Kinder und Jugendliche haben einen langen Leidensweg hinter sich, bevor der Schritt, sich professionelle Hilfe zu suchen, getan wird.

Dabei ist das frühzeitige Erkennen von psychischen Erkrankungen für den Behandlungserfolg sehr mitentscheidend. Doch wie merke ich als Elternteil, als Angehörige, Freund oder Freundin, als Lehrerin oder Lehrer rechtzeitig, dass die psychische Gesundheit eines Kindes oder Jugendlichen gefährdet ist?


Psychische Erkrankungen zeigen sich vor allem darin, dass sich Verhalten, Gewohnheiten, die Stimmung oder auch die Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen verändern.

Manchmal gibt es einen konkreten Anlassfall oder einen Auslöser und die Veränderungen passieren plötzlich und sind gut beobachtbar. Manchmal bitten Kinder und Jugendlichen auch von sich aus um Hilfe oder teilen ihr Befinden mit. Manchmal aber ist der Krankheitsverlauf schleichend: Kinder wirken lange „normal“ und „funktionieren“, wollen vielleicht auch keine Probleme bereiten, nicht auffallen. Und dann muss man schon ganz genau hinschauen, um das seelische Leiden der Kinder zu bemerken.

Gerade dann ist es besonders wichtig, auf Hinweise zu achten, die Anzeichen einer psychischen Erkrankung sein können:


- Wenn Aktivitäten, die eigentlich immer Spaß machten, plötzlich nicht mehr ausgeführt und Hobbys vernachlässigt werden – plötzlich ist selbst die Freude an der Reitstunde, am Sporttraining oder am Lieblingsspiel nicht mehr vorhanden.


- Wenn Kinder und Jugendliche sich vom Freundeskreis oder der Familie zurückziehen, wenig erzählen, auf Fragen ausweichend antworten, weniger aktiv sind oder das Zimmer oder Haus kaum mehr verlassen.


- Wenn Kinder und Jugendliche verstärkt die Nähe der Eltern suchen, nicht mehr alleine schlafen wollen oder ohne Eltern nicht mehr bei Verwandten oder Freunden bleiben. Manche Kinder und Jugendliche fordern die Aufmerksamkeit der Eltern auch sehr aktiv ein: Durch auffälliges und trotziges Verhalten, Regelverstöße oder Wutausbrüche.


- Auch vermehrte Reizbarkeit und Aggressionen, egal ob durch Worte oder konkrete Handlungen, können Symptome einer psychischen Erkrankung sein.


- Ein Leistungsabfall in der Schule ist bei psychischen Erkrankungen eine häufige Begleiterscheinung. Kinder mit psychischen Problemen können sich oft nicht zum Lernen motivieren und es fällt ihnen schwer, sich zu konzentrieren.


- Wenn Sie Veränderungen beim Essverhalten, Appetit und Gewicht bemerken, egal in welche Richtung.


- Wenn Kinder und Jugendliche oft ängstlich sind, häufig weinen, niedergeschlagen oder traurig wirken oder in ihrer Entwicklung „einen Schritt zurück“ machen.


- Wenn Kinder und Jugendliche sich schwer tun einzuschlafen, oft wach werden, ständig müde und erschöpft sind oder morgens nicht aus dem Bett kommen.


- Wenn Kinder und Jugendliche häufig über Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit oder andere Schmerzen klagen.


- Wenn sie merken, dass Kinder oder Jugendliche sich selbst verletzen oder Verletzungen haben, deren Ursache Sie sich nicht erklären können - aber auch wenn Kinder und Jugendliche in der warmen Jahreszeit den Körper mit langer Kleidung verdecken, sollte das ein Warnhinweis sein.


Und was kann ich tun, wenn ich diese Veränderung bei Kindern oder Jugendlichen merke? Der erste Schritt ist immer der Austausch und das „Darüber reden“: Zum Beispiel mit anderen Erwachsenen, die dem Kind nahestehen, aber auch den betroffenen Kindern und Jugendlichen selbst.

Habe ich einen oder mehreren der angeführten Punkte beobachtet, heißt das natürlich nicht automatisch, dass eine psychische Erkrankung vorliegt. Auch Kinder und Jugendliche haben manchmal einfach einen schlechten Tag und gerade die Pubertät ist eine Phase voller Auf und Abs.

Wenn die genannten Symptome jedoch häufiger und über einen längeren Zeitraum hinweg auftreten, das Familienleben belasten oder ein Leidensdruck spürbar ist, sollten Sie keine Scheu davor haben, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ein erster Ansprechpartner kann die Kinder- oder Hausärztin bzw. der Kinder- oder Hausarzt sein. Aber auch ein unverbindliches Erstgespräch bei einer Klinischen Psychologin oder einem Klinischen Psychologen, einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten oder in einer Familienberatungsstelle kann Klarheit und Hilfe bringen.



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